Es ist offensichtlich: Je länger die Corona-Krise dauert, umso besser fällt das Zusammenspiel in der Kommunikation zwischen Behörden und Medien aus. Und umso professioneller sind die Medienkonferenzen. So auch jene heute (Stand 13. März) des Bundesrates. Entschlossen – bestimmt – unaufgeregt: So könnte man den Auftritt grossmehrheitlich umschreiben. Insofern hat die Krise, so schlimm sie für jeden einzelnen von uns und für die Wirtschaft sein mag, auch ihr Gutes.
Wer schon einmal eine Krisenkommunikation zu bewältigen hatte, der weiss: Krisenkommunikation hat ihre eigenen Gesetze.
Dies wissen wir Schweizerinnen und Schweizer spätestens seit dem Absturz eines Swissair-Fliegers bei Halifax (Kanada). Damals bewältigte Beatrice Tschanz die Krisenkommunikation und wurde damit zu einem Vorbild von funktionierendem Krisenmanagement weltweit.
Und dennoch fällt die Kommunikation in der Krise vielen Betroffenen schwer, was auch mit der Schwierigkeit zu tun hat, im richtigen Moment die richtigen Worte zu finden. Und weil jede Krise ihre eigene Dynamik hat.
Diesbezüglich ist diese Pandemie quasi ein Intensivkurs in Krisenkommunikation mit besonders effektivem Lerneffekt. Staaten rund um den Erdball kämpfen mit denselben Schwierigkeiten.
Entsprechend lernt jeder von jedem: Mitglieder kantonaler Behörden von Mitglieder der Bundesbehörde und umgekehrt, Kleinunternehmer von Grossunternehmer, das eine Land vom anderen.
Dabei folgen alle denselben Regeln:
- Klare Botschaften formulieren (Nur was 100 Prozent geprüft ist, gehört an die Medienkonferenz.)
- Verständlich sprechen (Jeder muss den Inhalt verstehen.)
- Keinen oder möglichst wenig Interpretationsspielraum zulassen (Interpretationsspielraum ist Nährboden für Spekulationen.)
- Umfassend informieren (Sämtliche traktandierten Inhalte sollten so umfassend und transparent wie möglich kommuniziert werden.)
- Unaufgeregt auftreten (Non-Verbale Kommunikation macht den Bärenanteil der Botschaft aus. Wer aufgeregt spricht, vermittelt beim Zuhörer Unsicherheit und Skepsis.)
- Hauptbotschaften Mantra mässig repetieren und mit Gestik unterstreichen. (Nur so bleiben diese im Gedächtnis des Zuhörers haften.)
- Stets betonen, dass es sich um den zum heutigen Zeitpunkt aktuellen Informationsstand handelt.
- Auf Kooperation und Verständnis bedacht sein und mit einem Dank abschliessen (So bleiben alle im Boot.)
- In Aussicht stellen, wann erneut kommuniziert wird. (Damit allen klar ist, dass man am Ball bleibt und gewillt ist, die Öffentlichkeit auf dem Laufenden zu halten.)
Behörden ist Bedeutung der Medien mehr denn je bewusst
Im aktuellen Fall ist besonders auffällig, wie sehr sich das Verhältnis zwischen Medien und Behörden entspannt hat: Anstelle von gegenseitiger Skepsis, die oftmals zu beobachten ist, ziehen beide Seiten augenscheinlich an einem Strick. Insbesondere den Behörden scheint klar zu sein, wie sehr man aufeinander angewiesen ist. Und dass es nur mit Hilfe der Medien möglich sein wird, die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft in diesem Kampf bestmöglich zu schützen.
Trump sorgt für verbrannte Erde
Es sind einzig US-Präsident Donald Trump sowie der britische Premier Boris Johnson, die offensichtlich ihre eigenen Strategien in Sachen Kommunikation im Zusammenhang mit dem Corona-Virus verfolgen. Dabei handelt es sich im Fall von Trump um eine Strategie, die für viel verbrannte Erde sorgt. Über kurze Zeit mag seine Strategie erfolgreich sein. Für lange Partnerschaften auf Augenhöhe ist sie alles andere als förderlich.
Dies scheint der grossen Mehrheit der Führungspersönlichkeiten rund um den Erdball bewusst zu sein.
So freue ich mich auf weitere vorbildliche Krisenkommunikation – so wie sie heute Gesundheitsminister Alain Berset bewiesen hat.
So zum Beispiel, als er beinahe Mantra mässig die Schlüsselsätze wiederholt und mittels starker Gestik unterstrichen hat.
Das ist Krisenkommunikation par excellence.